Kurzgeschichten
Die fantastische Idee des Professors

„Ich finde das so gemein“, ärgert sich Paul lautstark auf dem Maschendrahtzaun. „Jetzt sind wir extra nicht nach Italien geflogen und nun das. Seit das Futterhaus weg ist, müssen wir wieder richtig ackern. Die Sonnen-blumen sind auch schon leer.“ Der kleine Piet setzt sich neben ihn, rüttelt sich ein wenig Luft unter seine Flügel. „Vati, wo ist Italien?“. Paul seufzt gequält: „Das ist weit weg“. Piet: „Wie weit Vati?“ Paul:  „Sehr weit!“ Piet: „…und, und gibt es da mehr zu essen? Ich habe doch schon wieder Hunger!“

Mama Gigi atmet schwer. Wie sollen sie durch den Winter kommen. Nachbar Hubert fliegt vorbei: „Habt ihr schon das runde Ding in der Hasel gesehen?“ Paul spielt wie immer den Oberklugen: „Da wohnt keiner drin; das hat nichts mit uns zu tun.“ „Es spiegelt wie eine Fensterscheibe“, meldet sich Gigi. Paul geht auf Erkundungsflug. Unten hat die durchsichtige Kugel ein Loch wie ein riesiges Maul. „Ich glaube, das ist ein Raumschiff“, keucht er vor Aufregung. „Sie wollen uns einfangen!“. Hubert lacht: „Spinner!“ Doch Paul flüstert furchtvoll: „Psch, nicht so laut. Sie können uns sicher hören“.  „Ich schau mir das mal an“, wirft Gigi ein und flattert um das Ding. Sie sieht leckere Körnchen, kann sie aber nicht abpicken. Aber der Knödel darunter, der sieht echt aus. Der Magen knurrt, also hängt sie sich dran und versucht zu picken. Tatsächlich, das ist Futter, gutes Futter. Nur das große Loch über ihr, sieht aus wie eine Falle. Gigi macht sich aus dem Staub und fliegt zurück.

Die fantastische Idee

Paul und Hubert warten schon aufgeregt. „Hasse was rausgekriegt?“ Gigi putzt sich erst mal den Schnabel und steckt auch Piet ein Körnchen zu. „Also der Knödel drunter ist echtes Futter“, berichtet sie. Und fast neidisch beäugt Paul seine Frau. „Richtig was zu essen?“. Paul fühlt seinen leeren Magen. „Egal, was passiert“, keucht er, „ich brauche jetzt was zu knabbern!“ Hubert stupst ihn an:  „Komm, wir machen das zusammen“. „Ich will auch mit“, piepst Piet aufgeregt. Du bleibst hier“, schimpft Gigi, „das ist viel zu gefährlich“.

Paul und Hubert versuchen mutig, sich auf das Ding zu setzen. Doch sie rutschen ab. Das Ding ist glatt. Sie können sich nicht festzukrallen.  Schließlich wagen sie sich an den Rand des Schlundes, wo der Futterknödel hängt. Zu zweit hängen sie sich in das Netz und picken darauf los. Oh, das ist so lecker. Aber Paul fühlt, dass dies nur ein Lockvogelangebot ist. Vielleicht ist dies ja doch eine Vogelfangmaschine oder ein Labor oder ein Monster, das Vögel einsaugt. Doch der Hunger siegt. Satt und ein bisschen schwerfällig landen sie wieder auf dem Maschendrahtzaun. „Piet ist weg“, jammerte Gigi. „Das Kind wird uns noch verhungern, wenn wir uns nicht `was einfallen lassen.“

Piet indes war heimlich dem Vati nachgeflogen. Angst hat er ja auch, aber der Hunger ist größer. Kaum ist er allein, krallt er sich in den Futterknödel und pickt sich die schönsten Körnchen heraus. Dabei linst er immer nach oben. Auch er sieht die leckeren Körnchen in den durchsichtigen Scheiben. Und dann fasst er all seinen Mut zusammen und fliegt nach oben. Er befindet sich in einer riesigen Glasglocke. Vergeblich pickt er an den Glaswänden. Geschwächt sackt er nach unten. Und plötzlich landet er mit seinen Füßchen an einer Sitzkante.

Er traut seinen Augen nicht: Vor ihm liegen die knackigsten Körnchen, die er
gesehen hat. Oh wie fein. Er pickt und pickt. Wie auf einem Buffet kullern wieder neue Körnchen herbei. Sie nehmen kein Ende. Piet vergisst fast zu atmen.

Plötzlich sieht er Schatten. Aber es sind nur seine Eltern. „Mami, Mami“, ruft er. „Wir sind gerettet. Guck nur mal, das viele gute Essen. Wenn wir unten wegpicken, fließt es von oben wieder nach!“ Gigi nähert sich argwöhnisch. Opferbereit kostet sie alle Sorten. Über Nacht lauscht sie aufmerksam in ihren Bauch, Paul schnarcht vollgefressen und Piet plappert im Traum. Am Morgen erwachen sie gesund.

Ute und Bernhard freuen sich: „Schön, dass die Vögel endlich begriffen haben, wie sie ans Futter kommen. Tolle Idee von Prof. Stephen Clark. So bleibt das Futter trotz Regen und Schnee trocken. Ungebetene Gäste kommen nicht ran.“ Jetzt können auch die Vögel Weihnachten feiern.“

Paul: „Das muss man ja gesagt kriegen!“

© Fischer + Siegmund 2019

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Letzte Aktualisierung 12.01.2023

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